„Etwas stimmt nicht“
Die Erfahrung zeigt, dass Linkshänder das Klavierspiel an einem klassischen Rechtshänderklavier ab einem bestimmten Zeitpunkt häufig frustriert abbrechen. Sie spüren, dass etwas nicht „stimmt“. Der Frust, trotz fleißigen Übens nicht weiterzukommen, lässt manche Schüler regelrecht verzweifeln, so dass einige sogar das Klavierspielen aufgeben.
Erkennbare Anzeichen:
- rationale Spielweise
- verzögerte Reaktion
- Blockaden im Zusammenspiel von Hand und Notenlesen
- Schwierigkeiten im Rhythmusspiel
- Schwierigkeiten beim Auswendiglernen
- keine Freude am Musizieren
- häufiges Vertauschen der Töne
- erschwertes Zusammenspiel in der Gruppe
Erwiesenermaßen fällt es kleinen musizierenden Linkshändern wesentlich schwerer, das Schreiben mit der rechten Hand zu erlernen. Ebenso erschwert wird das Erlernen des Klavierspiels für sie auf einem für Rechtshänder konzipierten Instrument. Linkshänder benötigen eigens für sie entwickelte Musikinstrumente! Das, was heute in fast allen Bereichen der Pädagogik übereinstimmende Lehrmeinung ist, setzt sich nun auch im Bereich der Musik durch. Um Linkshändern das Spiel zu erleichtern oder gar zu ermöglichen und den natürlichen Besonderheiten der Linkshänder gerecht zu werden, müssen Musikinstrumente, insbesondere Tasteninstrumente und Pianoakkordeons herkömmlicher Art speziell für Linkshänder auf konstruktiv einfache Art und Weise umrüstbar sein. Tastatur und alle damit verbundenen Bauteile werden seitenverkehrt ausgebildet, so dass die linke Hand das Melodiespiel und die rechte Hand überwiegend die Begleitfunktion übernimmt. Wenn man ein „falsches“ Musikinstrument hat, ist die Spielweise rational, technisch zwar gut aber die Gefühle bleiben „links liegen“. Außerdem braucht der Schüler viel mehr Energie und Übung, um das Stück zu beherrschen. Er wird noch immer mit seiner musikalischen Gestaltung unzufrieden sein. Das Notenlesen wird erschwert, auswendig zu lernen dauert länger und dies nicht dauerhaft. Der Schüler ist unzufrieden mit der rhythmischen Gestaltung (motorische Probleme). Das gleichzeitige Zusammenspiel mit anderen Musikern wird erschwert.
Beim Linkshänder ist die linke Hand:
- reaktionsschneller
- dominant
- geschickter
- geeigneter für das ausdrucksvolle Melodiespiel
- spontaner
- vorteilhafter für die emotionale Ausdrucksstärke
- geeigneter für das Melodiespiel
Linkshänder-Notation
Das Lesen von herkömmlichen, rechtshändigen Noten gleichzeitig mit dem linkshändigen Spiel führt zu einem „Knoten im Hirn“. Es funktioniert einfach nicht! Daher werden bei der Linkshändernotation die Noten „auf den Kopf gestellt“ (vertikal gespiegelt).
Medizinische Aspekte
Angeregt durch die Erfolge Geza Losos als Linkshänder mit gespiegelt gebauten Klavieren und anderen Instrumenten für Linkshänder wurden an der Universität Würzburg Studien entwickelt und durchgeführt, mit denen der Nachweis gelungen ist, dass linkshändige Kinder auf einem gespiegelten Keyboard besser Klavier (Keyboard) spielen lernen als linkshändige Kinder auf der „normalen“ Tastatur.
Die Studien wurden durchgeführt von Herrn Dr. Hans-Peter Trolldenier, AD i.R. Lehrbeauftragter, Koordinator des virtuellen vhb-Moduls Diff Dia Institut für Psychologie der Universität Würzburg
Lehrstuhl Psychologie IV
Wissenschaftliche Studie von Dr. Trolldenier
Exposé Klavierlernen auf gespiegelter Tatstatur_Trolldenier.pdf (79,9 KiB)
Fazit
Rechtsklaviere bei Linkshändern beeinträchtigen die emotionale Komponente beim Spielen, was zur Beeinträchtigung der künstlerischen Qualität gegenüber gleichbegabten Rechtshändern führt. Linkshänder sollten so spielen, wie ihre Hände gewachsen sind. Erst das bringt die Freude am Musizieren. Linkshändige Anfänger sollen von vornherein am richtigen Instrument mit der passenden Notation das Klavierspiel erlernen. Eine komplizierte Rückschulung bleibt ihnen erspart.